Wer will in den Bundesrat?


    Blickwinkel


    Voraussichtlich am 12. März 2025 wird die Wahl des Nachfolgers oder der Nachfolgerin von Viola Amherd von der Partei Die Mitte in die Landesregierung stattfinden. Verschiedene bekannte Kandidaten und Kandidatinnen haben bereits abgesagt.

    Man kann sich deshalb fragen, ob dieses höchste politische Amt der Schweiz attraktiv oder unattraktiv ist.

    Attraktiv

    • Einfluss: Als Mitglied der Landesregierung können Bundesräte/-innen aktiv wichtige Entscheidungen mitgestalten und somit die Politik der Schweiz beeinflussen.
    • Macht: Obwohl die Macht der einzelnen Bundesräte/-innen durch das Konkordanzsystem und die direkte Demokratie begrenzt ist, haben sie dennoch einen Einfluss auf die öffentliche Meinung.
    • Anerkennung: Bundesräte/-innen geniessen ein hohes Ansehen und werden als führende Persönlichkeiten der Schweiz wahrgenommen.
    • Herausforderungen: Bundesräte/-innen sind in sehr viele verschiedene Themen involviert.
    • Kollegialitätsprinzip: Alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, was den politischen Druck auf einzelne Mitglieder reduzieren sollte.
    • Entlöhnung: Mit einem Jahresgehalt von ca. 460’000 CHF (inkl. Spesen) ist die finanzielle Entschädigung relativ hoch. Nach ihrem Rücktritt erhalten die Bundesräte/-innen in der Regel eine lebenslange Pension.

    Unattraktiv

    • Arbeitsbelastung: Bundesräte/-innen arbeiten oft 60–80 Stunden und mehr pro Woche, inklusive der Wochenenden. Öffentliche Auftritte – oft an Wochenenden – und Auslandsaufenthalte gehören zur Funktion. Ihre Agenden sind meist fremdbestimmt.
    • Wenig Gestaltungsspielraum: Wegen des Konkordanzsystems müssen Bundesräte/-innen häufig Kompromisse eingehen und können selten eigene Ideen durchsetzen. Die Departemente sind zu gross und die Ämter zu eigenständig.
    • Kaum Privatleben: Ein intaktes Familienleben ist praktisch ausgeschlossen.
    • Permanente Medienpräsenz: Die Medien und die Öffentlichkeit verfolgen jeden Schritt – auch die privaten – und vermeintliche Fehler werden gnadenlos kritisiert. Wo Bundesräte/-innen auftauchen, sind alle Augen auf sie gerichtet und die Medien warten nur darauf, jedes Wort und jede Geste auf die Goldwaage zu legen. Die Besserwisser sind überall. Da muss sehr viel eingesteckt werden. Selber auszuteilen ist jedoch nicht standesgemäss.

    Bleibt die Frage: wer will sich heute noch so etwas antun?

    Giuseppe Nica,
    Verleger


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