Von wegen «Papierlisammler»

    Der SVEB-Branchenmonitor 2024 wurde kürzlich publiziert und zeigt, dass die Weiterbildungsbranche sich in einer Phase der Erholung befindet und rund die Hälfte der Anbieter für die nächsten Monate gar eine Nachfragesteigerung erwarten. Der mit der Pandemie einhergehende Digitalisierungsschub in der Weiterbildungspraxis hat sich jedoch verlangsamt.

    (Bild: zVg / LWO) Statistiken zeigen, dass Weiterbildungen viele Mehrwerte bringen: Persönliche wie fachliche und persönliche Horizonterweiterung sowie auch wirtschaftliche (gute Karrierechancen und bessere Ausgangslage bezüglich Löhne und Honorare).

    Kürzlich war auf SRF.ch folgendes zu lesen: «Viele CVs platzen heute aus allen Nähten. Doch der Nutzen von Weiterbildungen ist auf dem Arbeitsmarkt beschränkt. Zu diesem Urteil kommt eine Umfrage unter Personalverantwortlichen.» Weiterbildungswillige wurden in diesem Artikel sogar provokativ als geltungssüchtige «Papierlisammler» beschrieben.

    Gute Qualifizierung bringt viele Mehrwerte
    Viele Auswertungen jedoch zeigen ein anderes Bild, denn gute Qualifizierung bringt auch mehr Lohn und erhöht die Chance, sich in einem Beruf und dessen Umfeld zu verwirklichen. Der Sinn einer beruflichen Aufgabe ist heute nämlich einer der wichtigsten Aspekte vor allem bei jungen Arbeitnehmenden. So lohnt sich der Aufwand einer Weiterbildung in strategischer und finanzieller Hinsicht: Es erhöhen sich durch eine berufliche Weiterbildung die Chancen im Bewerbungsverfahren und auch die Wahrscheinlichkeit auf ein attraktives Salär, wie eine viel beachtete Studie der Hochschule Luzern dokumentiert. Eine Weiterbildung hat aber auch andere Mehrwerte, denn man wird nicht nur im Arbeitsmarkt gute Voraussetzungen vorfinden. Absolventinnen und Absolventen von beruflichen Weiterbildungen sind besser vernetzt und können aktualisiertes Wissen in die Praxis umsetzen.

    In der Weiterbildungsbranche ist man auch für 2025 optimistisch
    Nun zeigt sich im neuesten Branchenmonitor des nationalen Dachverbandes für Weiterbildung SVEB, dass eine anhaltend positive Entwicklung eingetreten ist. Seit 2021 die Entwicklung der Weiterbildungsbranche als neutral eingeschätzt wurde, ist sie seither leicht positiv. Gemäss dem Erwartungsindikator gehen die Weiterbildungsanbieter auch für das laufende Jahr (2024) von einer leicht positiven Branchenentwicklung aus. Deckt sich diese Einschätzung auch mit der eigenen Vorhersage beziehungsweise Erwartung für das Jahr 2025? Wir fragten Lernwerkstatt Olten (LWO) CEO Daniel Herzog: «Ja, diese Entwicklung haben wir auch festgestellt und gespürt. Wir dürfen auf ein sehr gutes Jahr 2024 mit steigenden Teilnehmenden-Zahlen zurückblicken. Wir erwarten auch für das kommende Jahr eine steigende Nachfrage und bauen unser Angebot bei den Lehrgängen HR-Assistent/in HRSE, SVEB-Zertifikat und Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis weiter aus.»

    (Bild: Pexels) Das Angebotsvolumen in der Branche hat seit 2022 zugenommen. Die Erwartungen für 2024 und 2025: Die Anbieter gehen von einer noch stärkeren positiven Entwicklung des Angebotsvolumens aus.

    Die Erwartungen in wirtschaftlicher Hinsicht für 2024 sind indes etwas zurückhaltender als früher. Die Weiterbildungsanbieter schätzten die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation für das Jahr 2023 leicht positiv ein. Die Erwartung für die Entwicklung im laufenden Jahr (2024) ist weiterhin leicht positiv, jedoch liegen diese Erwartungen wieder etwas tiefer und zurückhaltender. Die Hälfte der befragten Institutionen für das Jahr 2023 gehen von einer positiven und ein Drittel von einer neutralen Entwicklung ihrer wirtschaftlichen Situation aus. Gleichzeitig erwartet nur noch ein Sechstel der Anbieter eine negative Entwicklung der wirtschaftlichen Situation im Jahr 2024. Dieser Anteil lag für 2023 noch bei einem Fünftel.

    Jobs in der beruflichen Weiterbildung: Leicht steigende Tendenz
    Die Befragungsergebnisse weisen zudem darauf hin, dass das Angebotsvolumen seit 2022 zugenommen hat. Die Erwartungen für 2024: Die Anbieter gehen für das laufende Jahr (2024) von einer etwas stärkeren positiven Entwicklung des Angebotsvolumens aus. Knapp die Hälfte der Anbieter (49 %) gibt für 2023 eine Zunahme der Anzahl Angebote an und mehr als die Hälfte (52 %) rechnet 2024 mit einer positiven Entwicklung des Angebotsvolumens. 12 % haben ihre Angebote 2023 reduziert und ein Zehntel erwartet auch für das laufende Jahr eine negative Entwicklung des Angebotsvolumens.

    Der Anteil nicht durchgeführter Angebote beträgt im Mittel 12 %. Bei der letztjährigen Befragung waren es noch 20 % (eines von fünf Angeboten). Bei 55 % der Anbieter konnten bis zu einem Viertel der Angebote nicht stattfinden. Weitere 11 % konnten bis zur Hälfte der geplanten Angebote nicht durchführen und 3 % waren sogar gezwungen, bis zu drei Viertel der Angebote abzusagen. Anbieter im Grundkompetenzbereich mussten weniger geplante Weiterbildungsangebote absagen (7 %) als Anbieter im Bereich betriebliche/berufsspezifische Weiterbildung (13 %). Da hat die LWO ein gutes Alleinstellungsmerkmal mit ihrer Politik der «Durchführungsgarantie». Daniel Herzog: «Im laufenden Jahr mussten nur sehr vereinzelt Angebote abgesagt werden. Die Quote liegt unter einem Prozent. Die Lernwerkstatt Olten hat bereits vor 15 Jahren als erste Anbieterin eine Durchführungsgarantie eingeführt. Das heisst, wir garantieren die Durchführung am ausgeschriebenen Ort und Datum. Muss ein Angebot wirklich einmal abgesagt werden, erhalten die bereits angemeldeten Teilnehmenden 1000 Franken bar auf die Hand.»

    Nachfrage nach zielgerichteter Weiterbildung bleibt hoch
    Für 2024 und wohl auch 2025 wird erwartet, dass sich die Nachfrage nach beruflicher Weiterbildung noch etwas schneller erhöht. Die Antwortverteilung zeigt, dass sich die Nachfrage 2023 für 50 Prozent der Anbieter positiv entwickelt hat. Ein Drittel gibt eine unveränderte Entwicklung an. Für 2024 vermuten noch mehr Weiterbildungsanbieter (54%) eine positive Nachfrageentwicklung und weniger eine neutrale oder negative Entwicklung.

    JoW / Quellen: SVEB u.a.

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